Dtv / 17.08.23 / 112 Seiten
Und nur so aus Trotz sind die Seiten Zahlen über Kopf gedruckt.
Am Anfang war der Trotz. Ronja leitet ihr Buch ein mit einem Rückblick auf ihr 17 jähriges ich und ihren besten Freund. Das allein stimmt schon demütig. Ihre Art zu schreiben ist Poesie. Es singt zwischen den Zeilen, es fließt.
Inhaltswarnung: Depression, Diabetes, Amputation
In ihrem ersten Kapitel schreibt Ronja ganz zauberhaft die biblische Schöpfer Geschichte um. Ich habe so gelacht.
„Wer hat das Licht ausgeknipst, bevor Gott es mühselig am ersten Tag wieder anmachen musste? Hatte er Angst im Dunkeln? War er sehr allein? Angst kann lähmend, aber auch fruchtbar sein. In diesem Falle wurde aus Angst Licht, aus Überforderung Materie, aus Nichts süße Höhlentiere, und schließlich schuf Gott sich ein Ebenbild, weil er nicht daran gedacht hatte, Spiegel zu erschaffen.“ Seite 13
Danach wird es autobiographisch, vom phänomenalen Start zur Autorin und totalen Fall. Sie hat das Schreiben verloren. Ich habe fast geweint, denn ich hatte das Lesen verloren und so ist das Ergebnis keine Überraschung. Depression, Klinik, Therapie, aufstehen, weiter machen. Der Trotz hilft einem. Und wenn man es der Welt zum Trotz macht. Alles in allem mochte ich das kleine Buch sehr. Ich habe viel markiert, weil es mich beeindruckt hat, ich mich wieder gefunden habe. Hier Zitate ohne Seite, weil hab ich vergessen.
„Und doch, immer wieder stampft eine von uns trotzig auf, schon immer und für alle Zeiten wird es den Moment geben, wo müde Augen plötzlich wütend blinzeln und beschließen: Ne, nicht mit mir! Doch was passiert eigentlich in der Sekunde, in der wir uns dem trotzigen Geist hingeben und uns entscheiden, trotz allem weiterzumachen?Trotz ist ein interessantes Phänomen. Es ist eine Art Widerstand gegenüber der Realität…“
Über deine innere kritische Stimme „Die schlechte Nachricht: Dieses Buchwird diese Stimme nicht verstummen lassen.Die gute Nachricht.Wenn der Selbsthass schon SO mächtig ist, dass er es schaft, dass man sich selbst so fertig macht; wenn er so viel Enengie dafür aufbringt, sich selbst im Wege zu stehen: Wie viel kann er dann wohl schaffen, wenn man ihn in eine andere Richtung weist? Ihm ein produktives Ziel zeigt?“
„All die Chancen, die ich mir durch meinen internalisierten Trotz verunmöglicht habe, einfach weil irgendeine vorlaute Instanz in mir automatisch davon ausgeht, dass ich es sowieso nicht schaffe. Was nicht schaffe? Egal was.Wenn die Reaktion auf Herausforderungen und Dinge außerhalb der Komfortzone immer sofort Verweigerung ist, kommt man nicht weiter. Trotz hieß damals für mich auch: verharren. Stillstand. Kein Risiko eingehen. So geht es wahrscheinlich vielen. Warum sollte man auch etwas Neues wagen, wenn man sowieso nicht davon ausgeht, dass es klappen könnte? Auf Selbstzweifel zu reagieren kann entweder bedeuten,es trotzdem zu versuchen, oder aber, sich – genauso trotzig …“
Ich höre hier auf, lasse die den KT da und denke über ☆☆☆☆☆ nach, einfach weil es mich sehr berührt hat, ob es ein Highlight wird. Mal sehen
Eva
Beschreibung
Ein Manifest für das Leben – trotz allemTrotz ist in seiner reinen Essenz: der Moment des Aufbäumens. Er kann ganze Gesellschaften in den Fortschritt katapultieren. Er kann aber auch: bremsen. Das gilt nicht nur für uns als Gemeinschaft, sondern auch für jeden Einzelnen. Wer ist nicht schon einmal trotzig über sich hinausgewachsen? Und wer wurde nicht auch einmal vom Trotz daran gehindert, etwas zu erreichen?
Ronja von Rönne kennt den Trotz, etwas besser sogar, als ihr lieb ist. In diesem persönlichen Essay zeigt sie, wann der Trotz sie am Leben gehalten hat. Und wann er kurz davor war, sie zu zerstören. Rönne durchleuchtet aber nicht nur ihren eigenen Trotz, sondern auch den der anderen, denn am Ende steht die Frage: Sollen wir nun trotzig sein oder nicht?